Forum1.5
Aus INOVe
Alle, die sich in Bayreuth und Oberfranken für Klima- und Umweltschutz einsetzen, sind das forum1.5. Genauer gesagt: Das forum1.5 arbeitet an der Einhaltung des 1,5°C-Ziels des Pariser Klimaabkommens. Es macht aus allen Initiativen und Engagierten in Bayreuth und der Region Oberfranken eine Gemeinschaft, indem es Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft an einen Tisch bringt. Nur gemeinsam können wir den Weg in eine klimagerechte Zukunft gehen.
Entstehung und Entwicklung
{{#ev:youtube|https://youtu.be/Yaji7HDksvo%7C400%7Cright%7CVorstellungsvideo anlässlich der 5. Tagung des forum1.5 (2 min)}} Das forum1.5 ist eine Plattform für alle, die sich in Bayreuth und der Region Oberfranken für eine klimagerechte Zukunft einsetzen. Ziel des forum1.5 ist es, möglichst viele Akteure aus allen Bereichen der Gesellschaft zusammenzubringen. Die Plattform ermöglicht es, gemeinsam am Klimaschutz in Bayreuth und der Region Oberfranken zu arbeiten. Durch den Austausch wird ein Wissenstransfer zwischen Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik ermöglicht. So werden Wissenslücken geschlossen und schließlich greifbares Handlungswissen für mehr Klimaschutz generiert. Zentral für das forum1.5 sind die halbjährlichen Veranstaltungen. Jeweils im Frühjahr und im Herbst werden Erfahrungen ausgetauscht, Wissen weitergegeben und gemeinsam neue Ideen und Strategien entworfen, um den Weg in eine nachhaltige Zukunft in Bayreuth und der Region Oberfranken wirksam zu gestalten. Wichtig sind dabei sowohl die transdisziplinäre[1] Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Gesellschaft als auch der enge Austausch mit Praxisakteur*innen. Die Idee für das forum1.5 geht auf eine Initiative der Abteilung für Stadt- und Regionalentwicklung der Universität Bayreuth unter Leitung von Prof. Dr. Manfred Miosga zurück. Aufgrund des bestehenden Handlungsdrucks muss auch die Wissenschaft zu einer zukunftsfähigen Umgestaltung der Gesellschaft ihren Teil beitragen.
Über uns
Hinter dem forum1.5 steht ein Forschungsprojekt der Abteilung für Stadt- und Regionalentwicklung der Universität Bayreuth. Das Forschungsprojekt RegioTransform_Implement analysiert die Erfolgsbedingungen des Aufbaus einer regionalen Klimaschutzkooperation. Wie können regionale Strukturen etabliert werden, um dauerhafte Veränderungen auf kommunaler Ebene zu gestalten? Die Abteilung für Stadt- und Regionalentwicklung der Universität Bayreuth unterstützt und fördert in dem Forschungsprojekt transformative Praktiken (z. B. durch Reallabore). So sollen systemische Veränderungen in Bayreuth und Oberfranken erreicht werden. Das Forschungsprojekt greift also die Notwenigkeit des Wandels auf, identifiziert die Pioniere in Bayreuth und Oberfranken und arbeitet mit ihnen, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft in Reallaboren an einem Wandel in der Region.
Die Pioniere in Bayreuth
In Bayreuth und der gesamten Region Oberfranken gibt es schon jetzt viele Menschen und Initiativen, die einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Sie sind die Pioniere des Wandels in Oberfranken. Die Pioniere des Wandels haben Ideen, probieren sie aus, setzen sich ein. Sie legen in gesellschaftlichen Nischen die Grundsteine für einen notwendigen systemischen Wandel, eine sogenannte große Transformation[2]. Darüber hinaus sind sie gekennzeichnet durch gewisse Freiheiten und Unabhängigkeiten von politischen Machtkonstellationen, wirtschaftlichen Mechanismen und organisatorischen Korsetts. Eine Übersicht von Initiativen und "Pionier:innen" in Bayreuth findet sich z. B. auf der Karte von Morgen oder auf einer Übersicht des TransitionHaus Bayreuth e. V..
Die Reallabore des forum1.5
In sogenannten Reallaboren schließen sich Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammen. Für die Pioniere des Wandels werden Bedingungen geschaffen, um nachhaltige Praktiken anzustoßen, auszuprobieren und zu etablieren. Zivilgesellschaft und Bürgerschaft bilden dabei wichtige und starke Partner. Ziel ist es, partizipativ und kooperativ Transformationsprozesse anzustoßen und wissenschaftliche wie gesellschaftliche Lernprozesse zu verstetigen.
Ernährungswende
Eine Ernährungswende in Oberfranken ist wichtig und notwendig. Unsere Lebensmittelerzeugung trägt in erheblichem Maße zum Klimawandel bei: 30 % des weltweiten Energieverbrauchs und 40 % der weltweiten Treibhausgasemissionen sind auf den Lebensmittelsektor (inklusive Verarbeitung, Verpackung, Lagerung, Transport) zurückzuführen. Gleichzeitig ist die Landwirtschaft auch ein unmittelbares Opfer vom Klimawandel. Wir sehen hier wie nirgendwo anders, dass die Erderhitzung ein existentielles Risiko ist. Gleichzeitig ist die industrielle Landwirtschaft in hohem Maße für das Überschreiten der planetaren Leitplanken verantwortlich: Schadstoffeinträge in das Grundwasser, Artensterben und Bodendegradation verursachen global wie lokal erhebliche Probleme. Die zunehmende Globalisierung und Exportorientierung seit den 50er Jahren hat zu einem Fokus auf billige Massenproduktion, dem Sterben von kleinbäuerlichen Betrieben und einer damit einhergehenden Monopolisierung und Machtkonzentration in der Lebensmittelindustrie entlang der gesamten Wertschöpfungskette geführt. Folgen dieses Systems sind Vulnerabilität durch Fremdversorgungsabhängigkeit, mangelnde Transparenz bezüglich Lebensmittelherkunft, Anonymisierung und Entfremdung. Wir leben in einem System von extremen Gegensätzen: Während auf der einen Seite 800 Millionen Menschen Hunger leiden, werden gleichzeitig jedes Jahr 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel weggeworfen.
Projekte im Handlungsfeld Ernährung
- Ernährungsrat Oberfranken
- Kommunale Ernährungspolitik
- Hamsterbacke e.V.
- Regionalwert AG Oberfranken
- Ökomodellregion Fränkische Schweiz
Mobilitätswende
Die Mobilitätswende ist eines der zentralen Transformationsfelder unserer Zukunft. Wie kann eine klimagerechte Mobilität in Bayreuth und der Region Oberfranken aussehen? Wie können gleichzeitig soziale Aspekte berücksichtigt werden? Was muss sich im privaten und öffentlichen Verkehr verändern? Das forum1.5 befasst sich intensiv mit Fragen der Verkehrswende hin zu mehr Klimaschutz bei der Mobilität in Bayreuth und der Region Oberfranken. Wie kommunalpolitische und persönliche Entscheidungsprozesse, insbesondere in der Region Bayreuth-Kulmbach, ablaufen, wurde im Rahmen eines einjährigen Studienprojekts der Universität Bayreuth erforscht. Den Rahmen dafür bot die "Mobilitätsvision Bayreuth-Kulmbach", welche von über 50 regionalen Mobilitätsexpert*innen während einer Zukunftskonferenz erarbeitet wurde. Die sieben Studierenden des Masterstudiengangs Humangeographie erarbeiteten daraufhin eine Strategie zur Forschungsfrage: Wie kann aus der "Mobilitätsvision Bayreuth-Kulmbach" Realität werden? Im Jahr 2019 wurde von der Universität Bayreuth im Rahmen des universitären Forschungsprojekts RegioTransform mit zwei Zukunftskonferenzen zu einer "Mobilitätsvision Bayreuth-Kulmbach 2030" ein erster Impuls für die Gestaltung einer regionalen Mobilitätswende gegeben. Gemeinsam mit der kreisfreien Stadt Bayreuth, der Großen Kreisstadt Kulmbach sowie den beiden Landkreisen Bayreuth und Kulmbach soll dieser Prozess vertieft, die Erfahrungen mit der Corona-Pandemie aufgegriffen und die Erfahrungen und Möglichkeiten der Nutzung digitaler Technologien neu bewertet werden. Mit der Gründung eines Arbeitskreises im Oktober 2020 und der Bewerbung für eine Bundesförderung zur Ausarbeitung der Vision 2035 nimmt die Zusammenarbeit festere Züge an.
Projekte im Handlungsfeld Mobilität
- Mobilitätsvision Bayreuth-Kulmbach
- Plakatausstellung Mobilität von Morgen
- Die Zukunftskonferenzen
Stadtwandeln
Aussterbende Dörfer und wachsende Städte, Alterung und ethische Durchmischung, Pluralisierung und Individualisierung sowie bezahlbares Wohnen - das sind nur wenige der Phänomene, mit welchen sich die Stadt- und Siedlungsentwicklung und das damit verbundene Flächenmanagement beschäftigen. Darüber hinaus spielt die Gestaltung von Gebäuden eine entscheidende Rolle bei der Erreichung der Klimaneutralität. Gründe genug, sich auch in Bayreuth und der Region Oberfranken mit der Frage auseinanderzusetzen, welche Formen des Bauen, Siedelns und (Zusammen-)Wohnens Teil einer klimaneutralen und solidarischen Zukunft sind. Auch hier entwickeln sich bereits Initiativen und Netzwerke, welche genau an diesen Fragen arbeiten und deshalb Teil des forum1.5 sind.
Projekte im Handlungsfeld Stadtwandeln
- Wohn[t]räumestammtisch
- Zukunftsquartier Kreuz
bis30auf30
Bis30auf30 ist eine Bildungsinitiative zur Förderung einer enkeltauglichen Lebensweise. In dezentral organisierten Lerngemeinschaften wollen wir unseren Beitrag dazu leisten den ökologischen Fußabdruck bis 2030 auf 30 Prozent des heutigen Durchschnittswertes zu reduzieren.
Unser Motto: Gemeinsam gutes Leben gestalten!
Die Veränderung von Konsummustern, Verhaltens- und Wirtschaftsweisen ist eine gesellschaftliche Aufgabe und ein strategischer Prozess, der Orientierung und Begleitung braucht. Das Projekt "Bis30auf30" zielt darauf ab, dezentrale Lerngemeinschaften aus Einzelpersonen, Wohn- und Lebensgemeinschaften, Familien, Unternehmen und anderen Institutionen zu bilden, die in ihrer Lebensführung oder in ihrem Geschäftsmodell einen Beitrag dazu leisten wollen, den ökologischen Fußabdruck auf 30 Prozent des heutigen Durchschnittswertes bis 2030 zu reduzieren. Auf lokaler Ebene sollen resiliente, ressourcenschonende und treibhausgasneutrale Lebensweisen schrittweise aus gesellschaftlichen Nischen herausgeholt, gebündelt und über reflexive Lernprozesse zugänglich gemacht werden. Einrichtungen der Erwachsenenbildung und anderer am Gemeinwohl orientierter Organisationen schaffen eine Unterstützungsstruktur, die ein kontinuierliches Arbeiten an den kulturellen Veränderungsprozessen ermöglicht. Da die Realisierung von Resilienz- und Reduktionsstrategien zeit- und arbeitsintensiv sind, bedarf es interessierter Bürger*innen, die diese Aufgabe noch heute angehen. Weitere Informationen finden Sie unter bis30auf30.de .
Charta
Wenn wir innehalten, spüren wir, dass sich die Welt um uns verändert, dass sich unsere Region verändert und dass auch wir uns verändern. Die letzten Jahre und die aktuellen Krisen machen deutlich, dass auch wir in Bayreuth und der Region betroffen sind. Längst sind es nicht mehr nur weit entfernte Regenwälder im Amazonas. Auch unsere heimischen Wälder leiden unter langen Trockenperioden oder der Verbreitung des Borkenkäfers. Seit dem Volksentscheid "Rettet die Bienen" ist uns bewusst, wie wichtig Artenvielfalt für eine funktionierende Landwirtschaft ist. Die Hamsterkäufe zu Beginn der Corona-Krise haben eine Diskussion um Abhängigkeiten und regionale Versorgungsketten losgetreten. Jedoch zeigen die Bauernproteste auch in unserer Region, dass dafür auch passende Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen.
Das ist nur ein kleiner Ausschnitt von den Herausforderungen, die wir hier und jetzt wahrnehmen. Die Welt ist deutlich komplexer geworden. Das kann Angst machen, lähmen und entmutigen. Gleichzeitig gibt es in Bayreuth und der Region Menschen, die bereit sind, diese Herausforderungen anzunehmen. Es werden neue unternehmerische Wege gegangen, mutige politische Entscheidungen getroffen oder zivilgesellschaftliches Engagement gezeigt.
Mit dem forum1.5 haben wir in den vergangenen 3 Jahren in der Region ein Netzwerk etabliert, das diese Menschen verbindet. Es unterstützt sie in ihrem Wirken und holt neue Mitgestaltende ins Boot. Es wurden regelmäßig Netzwerktreffen veranstaltet, Vorträge mit Diskussionen geführt, Workshops abgehalten, Schulungen durchgeführt und eine digitale Plattform aufgebaut (WiWa 1.5). Damit wurden bestehende Strukturen gestärkt und gleichzeitig sind eine Vielzahl an neuen Projektideen entstanden (z. B. Streuobstallianz, Hamsterbacke, Mobilitätsvision Bayreuth-Kulmbach, RegionalwertAG, Zukunftsquartier Kreuz, Wandelwoche, Ernährungsrat Oberfranken uvm.).
Das forum1.5 möchte Sie dazu einladen, diesen Wandel jetzt mitzugestalten. Hier vor Ort! Ob jung, ob alt, als Unternehmer*in, Privatperson, ehrenamtlich Engagierte*r, ob als Wissenschaftler*in oder als Politiker*in – wir alle sind gefragt, regional den Wandel zu gestalten – denn er ist schon da. Indem wir aktiv werden, sind wir diesen Veränderungen nicht weiter nur ausgeliefert. Als lokales Netzwerk können wir es schaffen, die Krisen an den Wurzeln zu packen und einen Samen zu säen, der gedeiht und dessen strahlende Blüte uns ein gutes Leben für alle schenkt. Diese Charta entsteht zu einem Zeitpunkt, an dem sich der Gedanke, was dieses Netzwerks sein soll, klarer formiert. Diese Klarheit kommt, weil sich Menschen aus der Region einbringen, ihre Ideen, Träume und Wünsche für eine positive Zukunft in dieses Netzwerk weben. Daher wollen wir auch Sie mit einladen, diesen Gedanken gemeinsam mit uns weiterzuentwickeln. Jetzt ist es an der Zeit, eine Vision und eine Strategie zu entwickeln, wie wir eine zukunftsgerichtete Lebensweise in unserer Region ermöglichen können.
Dabei können wir euch helfen
Das forum1.5 versucht, Akteure aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft zu vernetzen und Reallabore anzustoßen. Wir können wissenschaftlichen und theoretischen Hintergrund zur Klimakrise, zu Gruppenprozessen und Reallaboren liefern und Erfahrungen aus unserer Vernetzungsarbeit in der Region Oberfranken teilen.
Im Rahmen des Projektes wurde u. a. ein Leitfaden zum Aufbau regionaler Vernetzungsinitiativen erstellt. Bei Interesse, kommt gerne auf uns zu.
Wobei wir Unterstützung suchen
Wir freuen uns jederzeit über eine regionale Vernetzung in Oberfranken und Bayreuth. Zurzeit bemühen wir uns, die Institutionalisierung des forums voranzutreiben, um auch nach Ablauf der Projektlaufzeit fortbestehen zu können. Wir freuen uns daher über Möglichkeiten institutioneller Förderung und Organisationsstrukturen für größere Netzwerke.
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Wikipedia: Transdisziplinarität
- ↑ WBGU, 2011, Welt im Wandel - Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation (online)