München muss handeln
Aus INOVe
München muss handeln ist ein Klimabündnis von zahlreichen Initiativen der bayrischen Hauptstadt.
Entstehung und Entwicklung
Mit „München muss handeln“ gründeten und unterstützen wir seit Juli 2019 die Forderungen der Fridays for Future Bewegung. Das online frei zugängliche Programm “(Klima)Wahlhelfer” zeigte zur Kommunalwahl im März 2020, wie die zur Wahl stehenden Stadträt*innen und Parteien zu den 32 Klimaschutz-Forderungen der Münchner Fridays und Scientists For Future stehen. Im Dezember 2019 forderten wir mit Bündnispartnern und anderen Organisationen die Klimaneutralität Münchens bis 2035. Mit Erfolg: Die Forderung wurde im Koalitionsvertrag der grün-roten Münchner Regierung verschriftlicht. „München muss handeln“ war Vorbild für viele weitere Städte und Kommunen, die sich unter „Alle müssen handeln“ vernetzen.
Wie alles begann: Am 25. Juni 2019 stellten Fridays for Future München - unterstützt von den Münchner Scientists for Future - konkrete Klimaschutzmaßnahmen für München vor, die notwendig sind, um die Ziele des Klimaabkommens von Paris noch zu erreichen: www.fff-muc.de Wir, Vertreter*innen der Münchner Zivilgesellschaft, stehen hinter der jungen Generation und unterstützen diese Forderungen. Denn Klimaschutz ist eine Aufgabe aller Generationen. Deshalb rufen wir als “München muss handeln” gewählte Repräsentant*innen der Bürger*innen Münchens auf, entschlossen zu handeln und die von Fridays for Future geforderten Maßnahmen zum Klimaschutz zu ergreifen. Unser Ziel 2020: Die Kommunalwahl in München zur Klimawahl zu machen. Und wir finden das ist uns ganz gut gelungen.
Warum sind die Kommunalwahlen klimapolitisch so wichtig?
Die Kommunen sind treibende Kräfte in Sachen Klimaschutz. Auch deshalb sind die Kommunalwahlen so bedeutend: Der Wahlausgang wird für die kommenden Jahre klimapolitisch eine deutliche Richtung vorgeben. Und das ist entscheidend für die Einhaltung des 1,5 Grad Ziels.
Über uns
Mitten drin in der Klimakrise - unserer Meinung nach Grund genug um einen “(Klima)Krisenstab” zu gründen. Unser Orga-Team - von uns (Klima)Krisenstab genannt - bestand aus neun Vertreter*innen Münchner Organisationen, die bereits vielfach engagiert waren. Insbesondere in den Bereichen Ernährungswende, Klima- und Umweltschutz sowie nachhaltiger Veranstaltungsorganisation und Durchführung. Im Krisenstab hatten wir Vertreter*innen der folgenden Institutionen: Green City e.V., Kartoffelkombinat - der Verein e.V., Kartoffelkombinat eG, Tollwood Gesellschaft für Kulturveranstaltungen und Umweltaktivitäten mbH und die anstiftung, gemeinnützige Stiftung.
Ein klarer Vorteil, dass wir auf einen breiten Erfahrungs- und Sachverstand in Sachen Bündnisarbeit und Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen aufbauen konnten. Aufgaben die wir im Krisenstab nicht leisten konnten - beispielsweise Buchhaltung und Spendenverwaltung - versuchten wir an Bündnispartner*innen auszulagern.
Entstehungsprozess und Zusammenarbeit im Bündnis
Im Sommer 2019 - kurz nach Veröffentlichung des Forderungskatalogs der Münchner Fridays For Future - schalteten wir eine Zeitungsanzeige unter der Überschrift “München muss handeln”. Innerhalb kürzester Zeit schlossen sich 125 Münchner Unternehmen und Organisationen an. Wir machten weiter, fanden viele weitere Bündnispartner*innen und hatten eine Vision: Wir wollten uns mit unterschiedlichsten Aktionen aktiv in die Stadtpolitik einzubringen und die von der Gesellschaft gewählten Politiker*innen bis zur Kommunalwahl immer wieder an ihre Verantwortung gegenüber den Bürger*innen zu erinnern.
Ende 2019 waren wir auf dem Tollwood Winterfestival 2019 präsent, organisierten u.a. eine Kundgebung für „Klimaneutralität für München bis 2035“ sowie ein „Virtuelles Public Viewing“ für die Vollversammlung des Stadtrates am 18. Dezember 2019, in der Klimaneutralität bis 2035 und der Klimanotstand für München beschlossen wurden. Im Januar 2020 veröffentlichten wir den (Klima)Wahlhelfer. Zwei Wochen vor der Wahl diskutierten wir mit den OB-Spitzenkandidat*innen der Münchner SPD, CSU und B90/Die Grünen über konkrete Maßnahmen auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2035.
Mit viel ehrenamtlicher Unterstützung und Spenden - durch die wir zwei bezahlte Koordinationsstellen schaffen konnten - organisierten wir in den Monaten vor der Münchner Kommunalwahl verschiedene Aktionen, um auf die Bedeutung der Wahl hinzuweisen. Dabei hatten wir den Rückhalt aus der Münchner Zivilgesellschaft: 500 Unternehmen und Organisationen schlossen sich letztlich unserem Bündnis an und forderten die Umsetzung der Forderungen. Unser Bündnis hatte keine eigene Rechtsform. Spendeneingänge oder andere finanzielle Zuwendungen konnten wir über drei unserer Bündnispartner - darunter ein gemeinnütziger Verein und zwei Unternehmen - abwickeln.
(Interne) Kommunikation und Organisation
Intern organisierten wir uns im Kernteam über das Kommunikationstool “Slack”. Der Instant-Messaging-Dienst ist webbasiert und kann sowohl als App, im Browser oder auf Smartphones genutzt werden. Für uns erleichtere ein solches Tool die interne Abstimmung enorm. Aber auch die Kommunikation mit ehrenamtlichen Aktiven wurde dadurch erleichtert. Für die Prozess- oder Projektplanung nutzen wir im Kernteam zudem Trello, ein Aufgaben-Verwaltungs-Onlinedienst. Unsere Bündnispartner hielten wir durch regelmäßige Rundschreiben auf dem Laufenden. Darin auch von Zeit zu Zeit mit konkreten Unterstützungsaufrufen. Im Plenum - einmal pro Monat - informierten wir über die aktuelle finanzielle Situation, die nächsten Schritte und stellten unser Kernteam neuen Bündnispartner*innen vor. Konsens herzustellen war während der Plena unser Ziel. Für uns am wichtigsten: Die ausreichende Informiertheit aller Beteiligten ging stets vor, sodass ein Konsens meist schnell gefunden werden konnte.{{#ev:youtube|https://youtu.be/gDeIQrP2MiY%7C350%7Cright%7CVideounterschrift}}
Was wir machen
Unsere Aktionen im Detail
- Offener Brief an den Münchner Stadtrat
Am 25. Juni 2019 veröffentlichten die Fridays for Future München ihren kommunalpolitischen Forderungskatalog an den Stadtrat. Das gab uns Anlass befreundete Unternehmen und Organisationen zu kontaktieren: Wir fanden innerhalb kürzester Zeit 125 Verbänden, NGOs, Stiftungen und Unternehmen, die sich gemeinsam mit uns hinter die Forderungen der Schüler*innen stellten und bereit waren sich finanziell an einer Zeitungsanzeige zu beteiligen. Dadurch wollten wir den Druck auf die Politik erhöhen. Nur wenige Tage später - am 6. und 7. Juli 2019 - schalteten wir in der Münchner Tagespresse (SZ, AZ, tz, Bild, WamS) einen offenen Briefs mit dem Appell “München muss handeln” im Titel. Begleitet wurde die Anzeigenkampagne via Social Media unter dem Hashtag #muenchenmusshandeln. Alle Unterstützer*innen fungierten wiederum als Multiplikator*innen, sodass sich nach und nach weitere Unternehmen und Organisationen anschließen wollten und unser Bündnis rasch wuchs.
2. Der “(Klima)Wahlhelfer”
Unser Wahltool zeigte, wie die zur Wahl stehenden Stadträt*innen und Parteien zu den 32 Klimaschutz-Forderungen, die von Fridays for Future München gemeinsam mit den Scientists for Future entwickelt wurden, stehen. Für den „(Klima)Wahlhelfer” studierten Experten und ein ehrenamtlich tätiges Redaktionsteam die Wahlprogramme der zur Kommunalwahl zugelassenen Parteien und glichen deren Aussagen mit den 32 Forderungen der Fridays for Future München ab. Die Parteien konnten diese vorab kommentieren. www.klimawahl2020.de
Die Punktebewertung wurde folgendermaßen vergeben:
- 0 Punkte: Der Forderung der FFF München wird in keinerlei Weise entsprochen oder kommt gar nicht zur Sprache.
- 1 Punkt: Der Forderung der FFF München wird in vollem Umfang entsprochen.
- 0,5 Punkte: Die Forderung der FFF München wird nicht vollständig aufgenommen, das im Programm Genannte geht aus unserer Sicht aber in die richtige Richtung. Ebenfalls 0,5 Punkte wurden vergeben, wenn auf die FFF-Forderung zwar eingegangen wurde, jedoch keine präzise Aussage zum Umsetzungszeitraum genannt ist.
3. Flaggen-Flashmob | Digital viral vor der Kommunalwahl
Wir nähten und bedruckten umweltfreundliche, revolutionären Klimawahlflaggen aus alten Stoffen und verteilten sie im Bündnis und an die Bürger*innen. Ziel dieser Aktion: Flagge zeigen und am 15. März das Wahlkreuz für den Klimaschutz setzen.
Fotos der Münchner*innen mit ihren Flaggen sammelten wir und bastelten daraus eine Foto-Collage. Eine Woche vor der Wahl gingen wir mit dieser und den Hashtags #klimawahl2020 und #muenchenmusshandeln digital-viral. Zugegeben: Die Reichweite hätte besser sein können - Spaß gemacht hat es aber trotzdem und die Flaggen konnten sogar als Rucksack weiter getragen werden: https://muenchen-muss-handeln.de/blog/klima-turnbeutel/
4. “Klimawahl 2020 – Zukunft oder Zaudern?” Podiumsdiskussion mit den OB-Kandidat*innen
Unser Moderatorenduo Katharina Habersbrunner (WECF – Women Engage for a Common Future e. V.) und Michael Schilling (Chefredakteur der Münchner Abendzeitung) diskutierten mit Dieter Reiter (SPD), Kristina Frank (CSU) und Katrin Habenschaden (Bündnis 90/Die Grünen) über konkrete Maßnahmen für eine klimagerechte Zukunft – vom Radlweg bis zur Ernährungswende reichten die Themen. Rund 600 Münchner*innen waren vor Ort dabei. Über einen Live-Stream übertrugen wir die Veranstaltung via YouTube.
Zudem hatten wir eine Jury aus Fachexpert*innen eingeladen, um die Aussagen der Gäste verifizieren zu können. Eine Vertreter*in der Fridays for Future München lieferte eine eindrucksvolle Apokalypse von München im Jahr 2050.
Dabei können wir euch helfen
Alle müssen handeln? Ja!
Als “München muss handeln” waren wir Vorbild für viele weitere Städte und Kommunen. Im Laufe des Sommers 2020 konnte das überregionale Bündnis “Alle Müssen Handeln” um weitere Regionalgruppen erweitert werden: “Bochum Muss Handeln”, “Bielefeld Handelt”, “Münster Muss Handeln” und auch “Aachen Muss Handeln” haben sich innerhalb von zwei Monaten mit dem gleichen Ziel gegründet: Klimaschutz muss in die Koalitionsverträge der Städte Einzug halten. Weitere werden folgen. Alle Infos zu den Bündnissen unter: www.alle-muessen-handeln.de/muss-handeln-initiativenDie Kommunal- oder Landtagswahl steht vor der Tür? Unser (Klima)Wahlhelfer ist inzwischen deutschlandweit auf die Reise gegangen. Die Open Source Software kann schnell und unkompliziert auf die Wahl vor Ort umgeschrieben werden.
Um den (Klima)Wahlhelfer einzusetzen braucht es:
- Einen Katalog von Forderungen für die Wahl, unterteilt nach Kategorien
- Leute, die die Wahlprogramme der Parteien nach Erfüllung der Forderungen prüfen und ggf. mit Politiker*innen und Wissenschaftler*innen ins Gespräch gehen, um die Bewertung fair festlegen zu können
- (Ehrenamtliche) Redakteur*innen, die Inhalte ins Tool einpflegen
- Öffentlichkeitsarbeit vor der Wahl, sodass möglichst viele Bürger*innen das Tool als Entscheidungsgrundlage nehmen
Wobei wir Unterstützung suchen
Andere Vernetzer*innen mit teils langjähriger Erfahrung, die euren Artikel lesen, kennen eure aktuellen Herausforderungen möglicherweise und wissen, welche vielversprechenden Lösungsansätze es gibt. Bei welchen Fragen könntet ihr Anregungen von anderen gut gebrauchen?